Resilienz & psychische Gesundheit: Das Phänomen Burn-out

Resilienz & psychische Gesundheit: Das Phänomen Burn-out

Das Phänomen Burn-out

Nicht alles, was heute vorschnell als Burn-out bezeichnet wird, ist tatsächlich eines. Daher ist es für Betroffene, für Kollegen und Vorgesetzte nicht so einfach ein Burn-out auf Anhieb zu erkennen. Im ersten Abschnitt geht es um die Frage, was ein Burn-out überhaupt ist, woran man ihn erkennt und was seine häufigsten Ursachen sind.

Was ist ein Burn-out?

Unter einem Burn-out oder auch «Erschöpfungs-Syndrom» versteht man die körperliche, psychische, emotionale und soziale Erschöpfung, die über einen längeren Zeitraum andauert. Sie ist eine Reaktion des Körpers und der Psyche auf chronischen Stress. Bei einem Burn-out verbrennen Mitarbeiter ihre individuellen Kraftressourcen.

Ursachen für ein Burn-out

Ursächlich für ein Burn-out sind – neben Stressbelastungen im Berufsalltag – vor allem auch innere Haltung und Einstellungen des Mitarbeiters. Betroffen sind daher meist hoch motivierte und leistungsstarke Mitarbeiter. Denn «ohne gebrannt zu haben, gibt es kein Burn-out».

Das Burn-out-Syndrom tritt heute berufsübergreifend und in allen Positionen auf. Es kann die Sekretärin ebenso treffen wie den Manager. Wer unter einem Burn-out leidet, der redet in der Regel nicht darüber.  Aus Angst davor, nicht für leistungsfähig gehalten zu werden, aus Sorge um den Arbeitsplatz oder weil für ihn «Schwächen im Leben nichts zu suchen haben». Nicht zuletzt deshalb ist das Thema Burn-out unter Führungskräften oft ein Tabuthema.

Kennzeichen für ein Burn-out

Das fortgeschrittene Burn-out- Syndrom ist gekennzeichnet durch chronische Erschöpfungszustände, Infektanfälligkeit und Schlafstörungen. Häufig kommt es zu psychosomatischen Problemen, diffusen Magen-Darm-, Herz- und Kreislaufbeschwerden. Hinzu kommen Leistungsabfall, dauernde Gereiztheit, innerer und äußerer Rückzug und ein Abbau des allgemeinen, auch sozialen Engagements. Mögliche Folgekrankheiten sind z.B. Bluthochdruck, Hörsturz, Tinnitus und die Depression.

Die häufigsten Burn-out-Ursachen

» Mängel in der Arbeitsorganisation
» Inadäquate Ziele und Prioritäten
» Perfektionsansprüche
» Hohes, unrealistisches Arbeitspensum
» Enge Zeitplanung
» Konkurrenzdruck, Intrigen,  Mobbing

Burn-out Symptome sind vielseitig

» Chronische Erschöpfung
» Psychosomatische Beschwerden
» Innere Unruhe und Verspannungen
» Kopf-, Rücken- und Magenprobleme
» Angst- und Hilflosigkeit
» Bluthochdruck, Hörsturz, Tinnitus

 

Burn-out – ein Schleichender Prozess

Bis die permanente Überforderung von Körper, Geist und Seele zur völligen Erschöpfung führt, dauert es oft Jahre. Es gibt nicht den einen festgelegten Burn-out-Prozess (oder auch Burn-out-Zyklus genannt), aber es lassen sich zusammenfassend folgende Phasen und Symptome beschreiben, die nacheinander, aber auch gleichzeitig auftreten können:

Phase 1: Begeisterung und hohes Engagement

  • Zu Beginn «brennt» der Mitarbeiter und er zeigt sehr viel Leidenschaft für seine Aufgaben. Sein überdurchschnittlicher Einsatz ist jedoch oft begleitet von unrealistischen Zielen und Erwartungen. Typisch sind z.B. regelmässige Überstunden und die freiwillige Übernahme zusätzlicher Aufgaben.
  • Die eigene Leistungskraft wird überschätzt. Tatsächliche oder subjektiv empfundene Misserfolge werden der eigenen Leistungsschwäche zugeordnet und durch Mehrarbeit ausgeglichen.

Phase 2: Chronische Müdigkeit und Reizbarkeit

  • Es treten Energiemangel, das Gefühl, «nie Zeit zu haben», und erste Desillusionierungen auf. Müdigkeit und Erschöpfungszustände werden ignoriert. Abendstunden, Wochenende und Urlaub werden ebenfalls mit Arbeit belegt. Das Gefühl, nicht mehr von der Arbeit abschalten zu können, kann schliesßlich zur Selbstmedikation durch Alkohol, Nikotin und Medikamente führen.
  • Der Mitarbeiter ist schneller gereizt und hat das Gefühl, ausgenutzt zu werden.  Aufmerksamkeitsstörungen treten auf. Das eigene Perfektionsstreben jedoch bleibt. Auch Kollegen geraten unter Druck. Soziale Kontakte und das Engagement für die Arbeit nehmen nun schleichend ab. Hierdurch treten Schuldgefühle auf und das Selbstwertgefühl  verringert sich.

Phase 3: Motivations- und sukzessiver Leistungsabbau

  • Das einstige Engagement schlägt um in Wut, Frustration und Enttäuschung. Diese Gefühle werden oft jedoch verdrängt und kommen dann nur indirekt zum Ausdruck. Der Körper reagiert mit Herzrasen, Blutdruckschwankungen, Kopfschmerzen, Schweißausbrüchen, Muskelverspannungen, Verdauungsstörungen, Rücken- oder Atembeschwerden.
  • Oft finden Ärzte keine körperlichen Ursachen. Aufmerksamkeit und Zuwendung anderer werden als Angriff interpretiert. Es folgt «Dienst nach Vorschrift». Die einst fitten und engagierten Kollegen wirken ungewohnt gleichgültig,  desorganisiert und unsicher.

Phase 4: Verzweiflung und innere Hoffnungslosigkeit

  • Eines Tages macht sich innere Leere breit. Der Mitarbeiter fühlt sich ausgezehrt und mutlos. Das Gefühl für sich selbst geht verloren. Innere Hoffnungslosigkeit entsteht. Der Betroffene zieht sich immer mehr zurück. Er entwickelt Angst, Verzweiflung bis hin zur Depression. Es kann der völlige körperliche oder seelische Zusammenbruch folgen.
  • Je weiter der Burn-out-Prozess vorangeschritten ist, desto schwerer wird es für den Betroffenen, sich nach einem solchen Zusammenbruch wieder zu regenerieren. Der persönliche Schaden und die wirtschaftlichen Schäden für das Unternehmen sind entsprechend hoch.

 

Maßnahmen zur Burn-out-Prävention 

Die beste Burn-out-Prophylaxe besteht in der Stärkung der allgemeinen Resilienz, d.h. Widerstandskraft im Umgang mit potentiellen Belastungen, Überlastungen und Krisen. Dazu gehört auch, auf eine gute Work-Life-Balance zu achten. Jeder Mitarbeiter sollte dafür Sorge tragen, Berufs und Privatleben in Einklang zu bringen. Hierzu benötigt er einen bewussteren Zugang zu seinen eigenen Ressourcen und zu seiner Leistungsfähigkeit. Familien- und Privatleben – als natürliche Regenerationsquellen– dürfen auf Dauer nicht zu kurz kommen.

Auch die innere Einstellung und das allgemeine Arbeitsverhalten sollten regelmäßig überprüft werden. In der heutigen Zeit, wo viele Arbeitsaufgaben gefühlt gleichzeitig erledigt werden müssen und zum Teil auch unvorhersehbar sind, muss z.B. nicht immer alles 120-prozentig nach Plan oder perfekt erledigt werden. Doch Perfektionsansprüche von heute auf morgen aufzugeben fällt vielen Menschen nicht leicht. Ein Resilienz-Coaching kann dabei helfen und sollte nicht nur Führungskräften sondern auch Mitarbeitenden vom Arbeitgeber rechtzeitig zur Verfügun gestellt werden.

Daneben müssen Mitarbeitende lernen regelmäßig Feedback zu geben und Arbeitsüberlastungen beim Vorgesetzten und im Team zeitnah anzuzeigen. Nur so können Probleme in der Arbeitsorganisation auch angegangen und gelöst werden. Dazu gehört auch im richtigen Moment «Stopp!» und «Nein» zu sagen. Nur so können die so wichtigen Auszeiten wieder in den Tages- und Wochenablauf integriert und einem Burn-out langfristig vorgebeugt werden. Agile Arbeitsmethoden helfen dabei, Arbeitsbelastungen und Prozesse im Team zu optimieren.

Allgemeine Maßnahmen gegen Burn-out

  • Einführung agiler Arbeitsansätze, insbesondere regelmäßige Feedbackschleifen
  • Verbessertes Informationsmanagement zwischen Teams und Abteilungen
  • Informationen zum Thema «Gesundheitsvorsorge»
  • Durchführung von Gesundheitszirkeln
  • Einbindung von Fitness- und Wellnessangeboten
  • Zusammenarbeit mit psychologischen Beratern und Beratungsstellen Führungskräfte
  • Regelmäßige Team- und Feedbackgespräche über Arbeitsbelastung und Arbeitsorganisation
  • Klare Zuständigkeiten und Kompetenzverteilungen
  • Eindeutige Zielabsprachen und Aufgabenstellungen
  • Realistische Zeit- und Projektplanungen
  • Leistungskontrollen und rechtzeitige Zielkorrekturen
  • Regelmäßiges Feedback, Lob und konstruktive Kritik
  • Selbstreflexion und Enttabuisierung des Themas «Psychische Belastungen am Arbeitsplatz»

Was können Mitarbeiter tun?

  • Überprüfung der eigenen Arbeitsorganisation und Arbeitsplatzgestaltung
  • Bewusstmachung persönlicher Ressourcen und Anpassung der inneren Leistungsanforderungen
  • Schaffung der persönlichen Work-Life-Balance
  • Einhaltung von täglichen Auszeiten
  • Erlernen von Entspannungsverfahren
  • Verbesserung des persönlichen Gesundheits-Managements

Was kann das Unternehmen tun?

  • Das Thema «Gesundheitsvorsorge im Unternehmen» steht im Mittelpunkt einer ganzheitlichen Stress- und Burn-out-Prophylaxe. Über verschiedene Tools wie Mitarbeiterbefragungen oder die Einrichtung von Gesundheitszirkeln können in einem ersten Schritt Stressfaktoren und Stressbelastungen identifiziert werden.
  • In einem zweiten Schritt werden dann individuelle Präventionsmaßnahmen entwickelt und konkret umgesetzt. Diese Maßnahmen reichen von Mitarbeiterschulungen über die Verbesserung der Arbeitsorganisation und Arbeitsplatzgestaltung bis hin zur Kooperation mit Beratungsstellen und Gesundheitseinrichtungen.

Was können Vorgesetzte tun?

  • Zielabsprachen und Leistungskontrollen tragen dazu bei, die Arbeitsbelastung des Mitarbeiters besser einschätzen zu können. Erkennt der Vorgesetzte, dass der Mitarbeiter sich selber zu viel Druck macht, kann er durch eine klare, realistische Zielkorrektur diesen Druck verringern.
  • Daneben wirken klare Aufgaben und Kompetenzverteilungen sowie eindeutige Arbeitsanweisungen eindeutig Stress reduzierend. Wichtig sind ferner das regelmäßige Feedback über Arbeitsleistung und Leistungserwartungen.
  • Der Vorgesetzte sollte ebenfalls Maßnahmen fördern, die zur Verbesserung der Arbeitsorganisation, der Kommunikation im Team und der Arbeitsplatzgestaltung beitragen.

Nicht zuletzt sind Vorgesetzte, wie auch Teams und Mitarbeiter gehalten selbst gut auf ihre persönliche Stress- und Burn-out-Prophylaxe zu achten. Regelmäßige Supervisionen, Coachings und Weiterbildungen können dabei helfen, innere Haltungen und Einstellungen zu überprüfen, den eigenen Arbeitesstil zu optimieren und das Auftreten von Burn-out-Symptomen frühzeitig zu erkennen. 

Weiterbildung: Resilienzfördeurung und Burn-out-Prophylaxe

Bei der ResilienzForum Akademie biete ich, gemeinsam mit dem Trainer-Team der ResilienzForum Akademie, regelmäßig Weiterbildungen für Multiplikatoren zum Thema Resilienzförderung und Burn-out-Prophylaxe an. Die Master-Klassen wenden sich an alle Führungskräfte, Trainerinnen, Coaches, Lehrerinnen, Sozialarbeiter und Fachberaterinnen, die aus pesönlichen und/oder beruflichen Gründen ein tieferes Verständnis für das Phänomen Burn-out erlangen möchten. Sie lernen praktische Ansätze zur Burn-out-Prophylaxe kennen, erweitern Ihren Toolkoffer und erhalten im Rahmen der Präsenzseminare die Möglichkeit aktuelle Fälle in der Fallsupervision zu besprechen. Die Resilienzweiterbildungen können zum Teil als Online-Tutorials und als Präsenzveranstaltung gebucht werden.

Beitragsbilder:

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